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Niederschlagsreiche und kühle Witterung von der Aussaat im Herbst bis im Frühsommer 2024 in weiten Teilen Europas sorgte auch in der Schweiz für eine geringe Getreideernte von mässiger Qualität. Ausserordentlich hohe Ergänzungsimporte deckten den Bedarf zu Speise- und zu Futterzwecken.

Im Jahr 2024 sank die gesamte Getreideanbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent auf rund 136 400 Hektaren. Mit 78 700 Hektaren blieb die Brotgetreidefläche um 2 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Die Futtergetreidefläche sank um 5,6 Prozent auf 56 800 Hektaren. Die witterungsbedingt schlechte Ernte von 250 800 Tonnen backfähigem Brotweizen war die niedrigste seit Jahrzehnten. Die Futtergetreideproduktion belief sich auf lediglich 349 500 Tonnen. Die Gründe dafür waren ungünstige Bodenbedingungen bei der Aussaat, die geringere Anbaufläche und witterungsbedingt tiefere Erträge.

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Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Nutzungsarten


Produktion


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Bildquelle: Gabriela Brändle, Agroscope

Importe zur Stärkeherstellung bzw. zu technischen Zwecken

Gemäss der Zollerleichterungsverordnung (ZEV SR 631.012) beträgt der Zollansatz auf importiertem Weichweizen zur Stärkeherstellung 0.1 Franken je 100 Kilogramm. Per Anfang 2023 hatte das Eidgenössische Finanzdepartement die Ausbeuteziffer von 55 auf 75 Prozent erhöht. Aufgrund dieser Anpassung wird eine Zollerleichterung gewährt, wenn mindestens 75 Prozent des gewonnenen Mehls zu Stärke verarbeitet wird. Analog wurde die Vollzugspraxis für Weizen zu technischen Zwecken angepasst. Weiter gilt seit August 2024 auf Dinkel- und Weizenmehl zur Stärkeherstellung ein Zollansatz von 0.75 Franken je 100 Kilogramm.

Weil bis Ende 2022 importierter Weichweizen nach den damals geltenden Ausbeuteziffer verarbeitet werden konnte, verzeichneten die Weizenimporte einen Anstieg. Im 1. Semester 2025 betrugen die Weizenimporte zu technischen Zwecken 6100 Tonnen, während diejenigen zur Stärkeherstellung auf null fielen. Die Mehlimporte zur Stärkeherstellung erreichten in derselben Periode 400 Tonnen.

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Preisturbulenzen an den internationalen Agrarmärkten

Auf Brotgetreide wird ein Zielpreissystem mit einem Referenzpreis von 53 Franken je 100 Kilogramm Weizen, einer Bandbreite von +/– 3 Franken je 100 Kilogramm und einem maximalen Grenzschutz von 23 Franken je 100 Kilogramm angewendet. Das Bundesamt für Landwirtschaft überprüft den Grenzschutz vierteljährlich.

In Erwartung eines knappen Angebots stiegen die Weizenpreise an den internationalen Märkten von Anfang März bis Ende Mai 2024. Bis Ende August fielen die Preise auf das Ausgangsniveau, bevor sie wiederum über die 200 Euro je Tonne anstiegen. Im Berichtsjahr fuhren die Getreideproduzentinnen und Getreideproduzenten witterungsbedingt die seit Jahrzehnten schlechteste Brotgetreideernte ein. Der Bundesrat erhöhte in der Folge das ordentliche Zollkontingent auf Ersuchen der Branchenorganisation von 70 000 Tonnen auf 90 000 für 2024 und 2025 auf 130 000 Tonnen, um Ergänzungsimporte zu tieferem Kontingentszollansatz zu ermöglichen.

Der Selbstversorgungsgrad für Brotgetreide variiert mit der im Inland geernteten, backfähigen Getreidemenge. Weichweizen führt die Rangfolge der wichtigsten Brotgetreide mit grossem Abstand vor Dinkel und Roggen an. In Jahren ohne grossflächige, witterungsbedingte Qualitätseinbussen erreicht Brotweizen ein Selbstversorgungsgrad von über 80 Prozent. Importe ergänzen das Inlandangebot zur Deckung des Bedarfs der verschiedenen Getreidearten und Qualitäten.

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Aussenhandel

Importe von eiweissreichen Futtermitteln

Futtermittelimporte unterliegen dem sogenannten Schwellenpreissystem, das die monatliche Überprüfung des Grenzschutzes beinhaltet. Der Grenzschutz setzt sich aus Zollansatz und Garantiefondsbeitrag zusammen. Die Schwellenpreise entsprechen den angestrebten Importpreisen und die Differenz zu den Warenpreisen franko Zollgrenze Schweiz wird als Grenzschutz erhoben. Auf den meisten Futtermitteln erhebt die Pflichtlagerorganisation «Réservesuisse Genossenschaft» Garantiefondsbeiträge für die Finanzierung der Pflichtlager. Weitergehende Grenzabgaben werden in Form von Zollansätzen erhoben und fliessen der allgemeinen Bundeskasse zu.

Eiweissreiche Futtermittel fallen insbesondere als Nebenprodukte in der Lebensmittelverarbeitung an. Im Inland anfallende Presskuchen aus der Pflanzenölgewinnung weisen einen tieferen Proteingehalt auf als importiertes Extraktionsschrot. Sojaschrot ist nach wie vor die wichtigste Eiweissquelle für die Herstellung von Mischfutter mit einem für die jeweilige Tierkategorie ausgewogenen Verhältnis an Protein und Energie. Jährliche Importmengen von 250 000 Tonnen erreichen einen Warenwert von rund 140 Millionen Franken. Die Sojaschrotimporte aus Brasilien und Russland waren die letzten Jahre stark rückläufig. Zugelegt haben die Importe aus Nachbarländern, sowohl von Soja- und Rapsschrot als auch von Rückständen aus Brauer- und Brennereien. Aus Argentinien stammten die letzten Jahre steigende Mengen an Sonnenblumenschrot. Trotz sinkendem Anteil bleibt China das bedeutendste Herkunftsland von Rückständen aus der Stärkegewinnung.

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